Nachdem der Navi-Anbieter Falk im Frühjahr seine mobile Karten-Web-App veröffentlicht hat, folgt nun eine kostenlose App für Android. teltarif.de hat die Anwendung einem ersten Test unterzogen. Schon beim Test der Web-App, die unter der Adresse m.falk.de abrufbar ist, fiel uns auf, dass die Gestaltung einer Smartphone-App ähnelt. Von daher war es absehbar, dass Falk das System auch irgendwann tatsächlich als App bereitstelt.
App nur mit Online-Verbindung nutzbar
Die erste wichtige Information zur Gratis-App: Offline-Kartenmaterial ist nicht vorgesehen, die Anwendung benötigt eine dauerhafte Internet-Verbindung. Für Nutzer einer mobilen Datenflat mit höherem ungedrosselten Inklusivvolumen ist das kein Problem, bei einer exzessiven Nutzung der App sollte man aber stets den Verbrauchszähler im Smartphone beziehungsweise im Kundenkonto des Providers im Auge haben, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Das weitaus grössere Problem, das natürlich auch bei Google Maps besteht, dürfte aber die zum Teil immer noch mangelhafte Mobilfunk-Datenversorgung entlang von Verkehrswegen wie Bahnstrecken in ländlichen Regionen sein. Dem ist nur durch die Nutzung einer App mit Offline-Kartenmaterial abzuhelfen - der Play Store listet hier beispielsweise mehrere Gratis-Anwendungen auf Basis des OpenStreetMap-Materials auf.
Die Installation verlief in unserem Test schnell und reibungslos. In den ersten Tagen nach der Veröffentlichung war im Play Store in Nutzerkommentaren zu lesen, dass die App sehr viel Rechte auf dem Smartphone fordern soll. Bei der von uns heruntergeladenen Version war das nicht mehr der Fall - ausser auf den GPS-Sensor und das Internet wollte die App auf nichts zugreifen. Falk hat hier also wohl schnell mit einem Update reagiert.
Das standardmässig verwendete Kartenmaterial stammt - wie bei der Web-App - von Bing Maps. War vor einigen Monaten noch NAVTEQ als Kooperationspartner für das Bing-Maps-Material genannt, steht nun auf der Karte - ausser Microsoft - der NAVTEQ-Eigentümer Nokia mit einem Copyright-Hinweis. Im Einstellungsmenü der App ist es wieder möglich, alternativ das Material von OpenStreetMap zu nutzen. Dafür gibt es wieder diverse Oberflächen wie eine Geländekarte, Radfahrerkarte, Satellitenbilder oder die Vogelperspektive.
Test: Oberfläche, Menüführung, Navigation und Points of Interest
Optisch und von der Funktionalität her hat sich gegenüber der Web-App wenig getan. Zum Start der Web-App beherrschte diese ja nicht auf jedem Smartphone und mit jedem Browser Multitouch. Dieses Manko hat Falk aber längst behoben, und auch auf der Android-App funktionierte das Zoomen mit zwei Fingern von Anfang an.
Für den ersten Start benötigte die App in unserem Test auf dem Samsung Galaxy Note ein paar Sekunden länger als gewöhnlich. Anschliessend konnte die App nicht den eigenen Standort anzeigen. Wir entschlossen uns wegen des ohnehin recht vollen Arbeitsspeichers zu einem Neustart des Smartphones. Danach startete die App deutlich schneller, und nach zwei Sekunden zeigte die Anwendung den eigenen Standort an.
Berechtigungen für Falk Maps im Play Store
Am Hauptmenü am oberen Rand der App hat sich im Vergleich zur Web-App nichts geändert. Es gibt nach wie vor die vier Hauptfunktionen «Karte», «Route», "POI" (Points of Interest) und "Einstellungen". Unter "Karte" kann der Nutzer direkt zu einem gewünschten Ziel springen. Unter "Route" erfolgt die klassische Eingabe von Start und Ziel - in unserem Test funktionierte die Routenberechnung in Sekundenschnelle. Wiederum kann der Anwender zwischen Auto- und Fussgänger-Navigation wechseln. Eine grosse Hilfe ist das nach der Berechnung angezeigte Dropdown-Menü: Hier kann der Nutzer nach Wunsch ausser der Übersichtskarte auch Karten von Start- und Zielort beziehungsweise eine Wegbeschreibung in textform oder Wegpunkte auf der Karte anzeigen. Zwischen den Wegpunkten, die in der Regel an einer Abzweigung platziert sind, kann der Anwender mit Pfeiltasten hin- und her springen.
Werbefinanzierung und "Points of Interest"
Falk Maps wird duch Werbebanner finanziert, die an unterschiedlichen Stellen in die App eingebaut sind. Nach dem Start der App erschien beispielsweise ein Werbebanner am unteren Ende der Karte. was bei grösseren Displays nicht stört, bei Bildschirmen unter 4 Zoll Diagonale aber schon. Nach einigen Sekunden verschwand das Banner allerdings. Auch im POI- und Einstellungsmenü wurde Werbungsfläche platziert.
An den acht Kategorien des POI-Menüs hat sich nichts geändert (Essen und Trinken, Ausgehen und Kultur, Sehenswertes, Hotels, Shopping, Auto und Verkehr, Freizeit und Sport sowie Premium). Auch der Schieberegler, mit dem die Umkreissuche zwischen einem und vierzig Kilometer variiert werden kann, ist wieder an Bord.
Ein Manko, das wir bereits bei der Web-App kritisiert hatten, existiert leider immer noch. Um innerhalb des POI-Menüs zu navigieren, muss der Zurück-Button der App verwendet werden. Als wir den Zurück-Button des Smartphones betätigten, flogen wir wieder komplett aus der Anwendung. Hier sollte Falk dringend nachbessern, um diesen mittlerweile automatischen Reflex bei vielen Nutzern besser zu unterstützen. Den Menü-Button hat die App auf unserem Smartphone übrigens gar nicht genutzt.
Bei den POIs ist der Service der App nach wie vor vorbildlich. Per Menü kann der Anwender mit einem Klick zu einer Sehenswürdigkeit navigieren, zur Internetpräsenz eines Hotels oder einer Gaststätte wechseln und die Position auf Twitter empfehlen. Ausserdem ist es möglich, einer Sehenswürdigkeit ein Foto hinzuzufügen, eine Nutzerbewertung abzugeben oder die Telefonnummer der Sehenswürdigkeit anzuwählen. Einen von uns im Frühjahr geäusserten Kritikpunkt hat der Verlag mittlerweile umgesetzt: Das hauseigene Bewertungsportal für POIs (123poi.com ist mittlerweile auch über eine mobile Webseite nutzbar. Unverständlich bleibt aber nach wie vor, warum Falk nicht auf bereits etablierte Bewertungsportale wie Qype oder Tripadvisor zurückgreift, die wesentlich mehr Nutzerbewertungen beinhalten.
Auf den ersten Blick konnten wir keine sachlichen Fehler bei den POIs feststellen, in den Nutzerkommentaren im Play Store gibt es allerdings Beschwerden über veraltete Informationen. Zu diesem Thema ist eine abschliessende Bewertung erst nach einer längeren Nutzungszeit der App möglich.
Fazit: Google-Maps-Konkurrent mit Potenzial und Kinderkrankheiten
Zusammenfassend können wir sagen, dass Falk Maps für eine erste Version durchaus gelungen ist. Allerdings ist es keine komplette Neuentwicklung, sondern eine "Übernahme" der schon bestehenden Web-App. Das impliziert kleinere Kinderkrankheiten wie den nicht benutzbaren "Zurück"-Button.
Zum verwendeten Kartenmaterial von Bing, Nokia und OpenStreetMap (mit mehreren Layern) gibt es nichts zu meckern - in diesem Punkt schlägt Falk das immer noch unbenutzbare Apple Maps natürlich um Längen. Der schärfste Konkurrent sitzt aber mit Google Maps vorinstalliert auf dem Smartphone - dieser ist werbefrei nutzbar und von der Performance her etwas flotter.
(Alexander Kuch/teltarif.ch)