MobilCom beschäftigt in Deutschland rund 5000 Personen. Der wegen der hohen Verschuldung von France Télécom in die Kritik geratene Vorstandschef Michel Bon kündigte am Donnerstagabend seinen Rücktritt von diesem Amt an.
Wie France Télécom im Anschluss an eine Sitzung des Verwaltungsrats in Paris mitteilte, wird die Versorgung von MobilCom mit Liquidität eingestellt. MobilCom-Chef Thorsten Grenz hatte bereits angekündigt, dass sein von France Télécom finanziell abhängiges Unternehmen in diesem Fall innerhalb von wenigen Tagen Insolvenz anmelden müsse.
«Völlig irrational»
Der Betriebsrat von MobilCom kritisierte die Entscheidung als «völlig irrational» und warf der mit 28,5 Prozent beteiligten France Télécom vor, eine Milliardenpleite zu verursachen.
Die IG Metall sprach von einer «von nationalen Interessen» in Frankreich geprägten Entscheidung. Im Verwaltungsrat von France Télécom hätten alle sieben Vertreter der Arbeitnehmerseite für eine Fortsetzung des Engagements bei MobilCom gestimmt.
France Télécom teilte mit, im ersten Halbjahr sei nach Rückstellungen von 11,1 Mrd. Euro (16,2 Mrd. Franken), die im wesentlichen im Zusammenhang mit dem deutschen Partner MobilCom stünden, ein Netto-Verlust von 12,2 Mrd. Euro entstanden.
Der Schuldenstand habe sich zum Ende der ersten sechs Monate 2002 auf 69,7 Mrd. Euro summiert. Die französische Regierung sicherte unterdessen zu, sie sei bereit, France Telecom mit allen Mitteln zu unterstützen, um Finanzierungsproblemen des Konzerns vorzubeugen.
Unmittelbar vor der Sitzung des Verwaltungsrats von France Télécom hatte die deutsche Regierung Gespräche auf Arbeitsebene mit der französischen Regierung bestätigt, in denen nach einer Lösung gesucht werden sollte.
Hintergrund sind offenbar Befürchtungen, die Insolvenz eines grossen Telekommunikationsunternehmens wenige Tage vor der Bundestagswahl am 22. September könnten die Chancen von Bundeskanzler Gerhard Schröder auf eine Wiederwahl schmälern.
(gä/sda)