Was Fortschritt bedeutet wird augenscheinlich, wenn zwei Generationen von Sonys 10.1 Zoll Tablets nebeneinander liegen. Das Z2 Tablet, dass den genau gleich grossen Bildschirm hatte, ist gute zwei Fingerbreit höher als das neue. Die Breite hat hingegen nur wenig abgenommen, aber das neue ist auch noch einen Hauch dünner geworden und misst hier nur noch 6.1 mm.
Ein weiterer Unterschied zum Vorgänger: Es gibt nur noch Modelle mit 32 GB Speicher, so dass der Speicherplatzblues bei vielen installierten Apps endlich der Vergangenheit angehören dürfte. Natürlich hat das Tablet auch einen Steckplatz für eine Micro-SD-Karte, auf der sich für wenig Geld bis zu 128 GB an Musik, Videos und Fotos speichern und jederzeit (ganz ohne Datenvolumen zu knabbern) geniessen lassen. Vor allem auf Ferienreisen ein Pluspunkt.
Eher «Helium» als «Air»
Bedenkt man, dass das Z2 Tablet schon recht leicht war und zum Beispiel ein iPad Air 2 mit gleicher Konnektivität gute 50 Gramm mehr wiegt, setzt Sony hier ganz klar eine Marke, was Tragbarkeit und Handling angeht. Und diese 50 Gramm machen sich beim Lesen von Zeitschriften oder von Büchern durchaus im Handgelenk bemerkbar. Das ist nicht mehr «Air», das ist eher schon «Helium».
Ach ja, Handling. Einige Tester beklagen sich darüber, dass auch jetzt wieder die Rückseite (wie schon beim Z2 und beim Z3 Tablet Compact) eine Kunststoffbeschichtung hat. Doch diese ist durchaus sinnvoll, denn auch das Z4 Tablet ist wieder wasser- und staubdich (IP 65, IP 68 und jetzt sogar ohne Adeckung für den USB-Anschluss) und fühlt sich sowohl in der Wanne als auch am Strand wohl. Und allfällige Verschmutzungen lassen sich unter dem Wasserhahn problemlos abspülen. So greift sich das Tablet auch mit nassen Händen absolut sicher und das teure Teil flutscht einem nicht einfach aus den Fingern, wenn man schnell eine Strandszene ablichten oder den Newsfeed auf dem sehr hellen Display lesen will.
Genau, das Display. Neu löst es mit 2560x1600 Pixeln auf und ja, wenn der Unterschied zum Full-HD-Display auch nicht dramatisch ist, so sind kleine Schriften noch ein wenig klarer als zuvor, Bilder sind noch knackiger und das Betrachten ist sogar aus spitzem Winkel von der Seite möglich. Und da die Bilder ohne merkliche Verzögerung durch flutschen, sind Fotos ebenso wie Videos die reine Freude auf dem Tablet.
Messerscharfes Display im 16:10 Format
Das 16:10 Format des Displays ist für den Tester (aber es ist klar, dass es da auch andere Ansichten gibt) ein gelungener Kompromiss zwischen dem Zeitschriften-freundlichen 4:3 und dem Film-freundlichen 16:9 von anderen Tablets. Bei Filmen fallen die schmalen Balken fast nicht auf und Zeitschriften werden halbwegs vernünftig dargestellt. Auch der Sound ist durchaus akzeptabel. Ok, wer das Grummeln eines 12 Zoll Subwoofers erwartet, wird natürlich enttäuscht. Aber der Filmsound ist klar und ziemlich ausgewogen und der Dialog gut verständlich.
Befeuert wird das Z4 Tablet von einem Snapdragon 810 SoC von Qualcomm. Die acht Prozessorkerne können je nach Anforderung sehr sparsam mit der Akkuladung umgehen, wenn nicht viel Leistung gefragt ist oder richtig Gas geben. Das wird von einem Top-Tablet heute auch erwartet. Und in dem grossen Gehäuse des Z4 Tablets scheint es auch keine Probleme mit der Hitze zu geben, die bei diesem Prozessor ja von manchen Telefonen bekannt sind und mitunter zum Abschalten der Kamera führen können. Die Laufzeit mit der 6000 mA/h Batterie ist auf jedenfall locker für einen Tag gut.
Die hintere Kamera mit 8 Megapixel ist zumindest für ein Tablet sehr gut. Sie wird bei halbwegs gutem Licht mit grossen Kontrastumfängen fertig und hat auch ein anständiges Makro. Man kann damit durchaus mehr als nur mal einen peinlichen Schnappschuss machen. Wie eben auch im Schwimmbad die eine Badenixe, oder den anderen Baderomeo zu knipsen. Oder ein Blümchen am Wegesrand. Wobei man sich dann aber fragen lassen muss, warum man auf eine Wanderung ein Tablet mitnimmt. Die Frontkamera hat auch aufgerüstet, hat jetzt 5 MP und sollte in der Lage sein, auf Selfies jeden Pickel naturgetreu aufzunehmen.
Office dabei
Wer produktiv mit dem Tablet arbeiten will, dürfte sich über das mitgelieferte MS-Office freuen und die Tatsache, dass sogar eine spezielle Bluetooth-Tastatur erhältlich ist, die sich blitzschnell via NFC mit dem Tablet pairen lässt und die auch ein Touchpad zum Navigieren hat, sodass der Screen beim Schreiben nicht mehr berührt werden muss. Wem dafür die fast Fr. 250.- Listenpreis zu steil sind, kann aber auch einfach auf eine normale Bluetooth-Tastatur von einem iPad oder so zurück greifen und damit lostippen. Dass das Paket 100 GB Cloud-Speicher von Microsoft für ein Jahr beinhaltet, macht das Angebot noch attraktiver.
Alles in allem ist das Xperia Z4 Tablet ein sehr gelungenes Gerät mit Spitzentechnik und toller Performance. Das tadellos verarbeitete, wasserdichte Gehäuse ist auf dem gleichen Niveau wie der helle, scharfe Bildschirm, der schnelle Prozessor und die mehr als nur akzeptable Kamera. Ob es den selbstbewussten Listenpreis von Fr. 619. (WLANVariante) oder 720. (LTE) wert ist (auf Toppreise schon um 572., bzw. 655. im Angebot), muss der Konsument natürlich selbst beurteilen. Doch die Qualität rechtfertigt den Betrag durchaus.
(Patrick Etschmayer/news.ch)