Die Evolution geht weiter. Sony hat sich offensichtlich auf ein bestimmtes Design für seine Top-Telefone eingeschossen und entwickelt diese im Halbjahres-Abstand behutsam weiter. Wobei im Fall vom Z3-Compact ein Schritt ausgelassen wurde: Vom Z2 gab es nur die Full-Size-Version. Dafür wuchs der Bildschirm des Z3 Compact um 0.3 Zoll, ohne dass das Gehäuse gewachsen wäre.
Die kleinen Unterschiede
Im Gegensatz zu den Mini-Versionen der Top-Telefone mancher anderer Firmen unterscheidet sich das Z3 Kompakt nur durch wenige technische Merkmale von seinem grossen Bruder: Am offensichtlichsten ist natürlich die reduzierte Bildschirmgrösse von 4.6 statt 5.2 Zoll. Auch die Auflösung ist hier geringer 1280x720 statt 1920x1080 Pixel, aber durch die kleinere Diagonale beträgt die Pixeldichte immer noch absolut ausreichende 319 Pixel/Zoll beim Compact im Gegensatz zu den 423 PPI beim grossen Z3.
Doch wie gesagt: Auch bei genauem Hinsehen fallen einem keine Bildpunkte auf: Der Bildschirm erscheint knackig scharf und sehr hell. Einem Tester kam der Bildschirm im Vergleich zu einem HTC One (M7), das ja Full HD auf 4.7« hat, sogar schärfer vor. Dies könnte unter Umständen an der »X-Reality for Mobile«-Bildverarbeitung des Compact liegen. Die zum Teil neu angezettelten Pixel-Kriege sind bei Pixel-Dichten ab ca. 320 DPI offenbar sinnlos und schaden der Performance von Geräten womöglich sogar, ohne einen anderen Nutzen zu bringen. Oder anders gesagt: Unter 7» ist alles über Full-HD sinnlos...
Natürlich sind auch Gehäuse und Gewicht kleiner. Während das grosse, aus Alu und Glas extrem edel gefertigte, Z3 152 Gramm wiegt und 146x73 mm Fläche hat, bescheidet sich das Compact mit 127x65mm und sehr leichten 129 Gramm. Allerdings ist das Compact 1.3mm dicker als das mit 7.3mm wirklich sehr dünne Z3.
Irgendwo musste wohl Platz für die Innereien geschaffen werden, die praktisch identisch sind und sich nur durch die Akku-Grösse (3100 vs. 2600 mAh) und den Arbeitsspeicher (3 gegen 2 GB) unterscheiden.
Die Gehäuse unterscheiden sich nicht nur in den Dimensionen sondern auch in der Gestaltung. Vorder- und Rückseite beider Geräte besteht aus gehärtetem kratzfestem Glas, wobei auf der Rückseite in der oberen linken Ecke die Kamera und der LED-Blitz stecken. Doch während der Rand des grossen Z3 aus gerundetem Aluminium besteht, hat das Compact eine Einfassung aus einem griffigen, halb-transparenten Kunststoff, durch den die Gehäusefarbe durchschimmert und einen edlen Eindruck hinterlässt. Ein Eindruck, der beim Grossen ohnehin besteht. Dessen Ecken bestehen, wie beim Compact, aus speziell robustem, stossdämpfendem Kunststoff, der Schläge abmildern und das Display vor dem Zerbrechen schützen soll. Eine sehr gute Idee, die manche teure Reparatur verhindern könnte. Und was die Biegefestigkeit des Gehäuses angeht, bestehen hier weder bei gross noch klein Risiken.
Neben dem üblichen Schwarz und Weiss sind die Z3s auch in verschiedenen Farben erhältlich: Das Compact in knalligem Orange-Rot und Minz-Grün, das Grosse in einem dezenten weisslichen Grün und einem wirklich schönen Bronze-Ton.
Water happens, so what?
Eine Gemeinsamkeit der beiden Gehäuse ist es jedoch, dass sie wasserdicht sind - oder sollte man eher sagen: Wasserdichter denn je. Die letzten Xperia-Z-Modelle durften einen Meter unter Wasser gehen, die Z3s hingegen können sogar eine halbe Stunde auf 1.5 Meter runter tauchen. Wer also verschliessbare Taschen an seinen Badehosen hat: Es gibt keinen echten Grund mehr, das Handy im Schliessfach der Umkleidekabine zu lassen und keine Unterwasserbilder zu schiessen. Doch auch alltäglichere Gefahren für Smartphones verlieren so ihren Schrecken: Umgekippte Wassergläser, Kloschüsseln, Pfützen, Wolkenbrüche ... «Water happens, so what?», könnte man sagen.
Auch gemeinsam ist den beiden Geräten der Qualcomm Snapdragon 801-Prozessor, der jetzt auf 2.5 GHz getaktet und mit einer Adreno 330 GPU gekoppelt ist: Graphiken, Bilder und Videos werden blitzschnell geöffnet und ausgeführt. Bei diesen Geschwindigkeiten scheinen Benchmarks irgendwie albern. Es ruckelt nichts, es stockt nichts und Apps öffnen sofort, ohne merkliche Verzögerung. Auf beiden Telefonen ist das neueste Android 4.4.4 installiert und ein Upgrade zur nächsten Version (Android L), welche eine noch höhere Geschwindigkeit bringen soll, ist garantiert.
Bewährte Kamera, fein geschliffen
Ebenso gemeinsam ist den beiden Geräten ihr 20.7-Megapixel-Kameramodul, wobei die volle Auflösung des Moduls beim vorinstallierten Kameraprogramm nur im manuellen Modus angewählt werden kann. Bei den Automatik-Modis kommt als Vorwahl die 8-Megapixel-Auflösung zum Einsatz, was üblicherweise auch absolut ausreichend ist und in der Regel für sehr gute Resultate sorgt. Aber es juckt einen dann doch, mal zu schauen, was die 20 Megapixel (im 4 zu 3 Format) bringen. Die Aufnahme von einigen noch dicht belaubten Bäumen hinter dem Haus ist im ersten Augenblick ernüchternd, doch beim reinzoomen wird klar, dass sich die 20 Megapixel (und die heftigen 12 Megabyte für ein einziges Bild!) auch in den Details zeigen. Dort, wo sich bei 8 Megapixeln Blätter bereits zu einer Ansammlung von Legosteinen auflösen, sind bei der höheren Auflösung noch organische Formen erkennbar. Die Bildqualität der jetzt mit einem grösseren Bildwinkel operierenden Kamera ist auf jeden Fall sehr gut, die Farben und Kontraste kräftig, Details sehr fein.
Doch eben, das ist eine Extrem-Anwendung. Der Sensor hat trotzdem sein Gutes: So lässt sich in den Automatik-Programmen verlustfrei zoomen und in der Makro-Einstellung sind Nahaufnahmen möglich, die immer wieder erstaunlich sind.
Auch ein Gag, aber für manche Dinge durchaus amüsant ist die Möglichkeit, zwei Xperia-Handies zu koppeln und auf einem Foto mit Split-Screen die gleiche Szene aus zwei Perspektiven aufzunehmen. Ausserdem gibt es auch noch die Zeitlupen-Option, selektive Hintergrund-Unschärfe, Bewegungssequenz-Aufnahmen etc. und die ultimative Speicherplatzvernichtung, die 4K-Video-Aufnahme-Funktion, bei der aber immer noch die Gefahr einer Abschaltung durch Kamera-Überhitzung droht (nach ca. 10 Minuten Aufnahme ohne Unterbruch). Wer schon einen 4K-Fernseher hat, ist natürlich versucht, das auszuprobieren, aber für alle anderen bringt es sowieso nichts und die sollten es bei Full-HD bewenden lassen - die Speicherkartenkapazität wird dafür danken. Denn mit ca. 1 GB für 2,5 Minuten 4K-Video (der auf einem entsprechenden Bildschirm wirklich fantastisch aussieht) machen eine grosse Speicherkarte zur Pflicht, gut, dass die Z3's SD-Karten bis 128 GB verdauen.
Wir werden die Kamera noch eingehender testen und einen Nachtrag liefern.
Dauerläufer
Besonders zu erwähnen ist die Laufzeit des Xperia Z3 und auch des Compact. Obwohl die Akku-Kapatzität beim Z3 gegenüber dem Vorgänger minim kleiner geworden ist, hält der Akku länger durch. Sony behauptet, alle Komponenten und das ganze System auf den Stromverbrauch hin optimiert zu haben und bei durchschnittlicher Verwendung zwei Tage Akkulaufzeit hin zu kriegen. Diese Behauptung ist keineswegs aus der Luft gegriffen und wenn der Stamina-Modus, der im Stand-By-Betrieb die Daten-Verbindungen kappt eingesetzt wird, sind sogar drei Tage Betrieb bei normalem Gebrauch möglich. So waren 60 Stunden nach dem abkoppeln vom Ladegerät immer noch 30% Akkuladung vorhanden. Bei einem Smartphone ist das wirklich enorm, was auch durch einen Test bei Phone Arena bestätigt wird, bei dem das Z3 und vor allem das Z3 Compact alle anderen aktuellen Smartphones überflügelt, wenn es um die Akku-Laufzeit geht - zum Teil mit extremen Unterschieden. (Siehe Link)
Und für jene, die diese wasser- und staubdichten und doch recht robusten Telefone einfach als Dumb-Phone zum Beispiel auf einer mehrtägigen Bergtour benutzen möchte und sicher sein, dass im Notfall noch Batterie vorhanden ist, kann den Ultra-Stamina-Modus wählen, in dem nur die notwendigsten Funktionen eingeschaltet sind und eine volle Batterie eine Woche durchhalten sollte. Oder - sollte man mal auf 15% Batterie unten sein - erlaubt es dieser Modus, auch noch den Rest des Tages erreichbar zu bleiben.
Kurz und gut: Was die Laufzeit angeht, ist Sony die Referenz.
Multi-Media-Goodies
Sony hat vor einiger Zeit begonnen, sogenannte HD-Audio-Produkte zu lancieren, die Audio-Files mit einer höheren Auflösung als CD's wiedergeben können und so für mehr Audio-Qualität sorgen sollen. Die Z3s sind denn als - unseres Wissens nach - die ersten Handys unterwegs, die in der Lage sind, FLAC-Files mit 24 Bit und bis zu 192 kHz Sampling-Frequenz abzuspielen. Zudem sollen spezielle Schaltkreise das Maximum an Soundqualität auch aus höher komprimierten MP3-Dateien raus holen.
Mit hochwertigen Kopfhörern und HD-Files ist die Tonqualität denn auch wirklich phantastisch - wer mit seinem Handy also gerne viel und vor allem in hoher Qualität Musik hört, ist hier an der richtigen Adresse. Allerdings natürlich nur über Kopfhörer, obschon die nach vorne abstrahlenden Stereo-Lautsprecher einen durchaus akzeptablen Sound bieten (auch wenn der nicht an jenen der HTC's ran kommt). Durch die sehr guten Farben und den akzeptablen Sound über Lautsprecher kann also auch ohne weiteres mal ein Film auf dem Handy geschaut werden, ohne dass man allzusehr leiden muss...
Wer eine Playstation 4 besitzt kann, voraussichtlich ab November, wenn er sich im gleichen WiFi-Netzwerk wie jene befindet, einen Controller mit dem Xperia Z3/Z3 Compact koppeln und Playstation-Spiele auf dem Handy weiter spielen, wenn der Fernseher grad für etwas anderes als eine Game-Session benutzt wird.
Kritik und Wünsche
Sony sollte dringend aufhören, nur 16 GB internen Speicher zu verbauen. Natürlich wird man eine Micro-SD-Karte rein schieben, logisch! Aber da sich die Apps nicht mehr einach auf die Karte verschieben lassen und auch einige Programme auf ein Speichern der Daten im internen Speicher bestehen, wäre eine Standardspeicher von 32 GB angesagt - da Speicherbausteine ohnehin immer günstiger werden, wäre das schon jetzt dringend nötig gewesen.
Die Klappen, mit denen sich das Telefon «dicht» machen lässt, sind wesentlich einfacher als bei den alten Xperia-Z-Telefonen zu öffnen und zu schliessen - trotzdem ist das Ladedock fast schon ein Pflicht-Kauf, wenn man die Wasserdichtheit des Gerätes durch den Verschleiss an der USB-Abdeckung nicht gefährden will. Dass dieses Magnet-Dock separat zu einem ziemlich dreisten Preis verkauft wird, ist schwach: Es sollte bei diesem Spitzentelefon einfach zum Lieferumfang gehören.
Auch überarbeitet werden sollte eventuell das Interface der Kamera, das unter den Normaleinstellungen zwar sehr einfach zu bedienen ist aber manche interessante Funktion tief in den Menüs vergräbt. Und ja - wenn Sony die Linse der Kamera etwas weiter vom Rand weg platzieren würde, wäre das auch sehr schön - denn es gerät immer mal wieder der Finger in den Weg, wenn man am wenigsten darauf achtet.
Fazit
Die beiden Z3 Telefone (es wird auch noch ein 8-Zoll Tablett lanciert) können eigentlich auf ganzer Linie überzeugen. Die Kombination von solidem sehr gut durchdachtem Gehäuse, schnellen Prozessoren, sehr langer Akku-Laufzeit und vielseitigen Multimedia-Fähigkeiten machen diese zu wirklich interessanten Geräten mit Eigenschaften, wie sie in dieser Kombination nirgends sonst gefunden werden.
Zu kritisieren gibt es wenig. Besitzer eines Xperia Z2 müssen sich aber nicht grämen, denn der Unterschied zu ihrem Gerät rechtfertigt einen Upgrade noch nicht. Aber die von Sony betriebene Evolution trägt definitiv Früchte und die beiden Z3-Modelle gehören wegen des hervorragenden Gesamtpakets zu den besten Mobil-Telefonen, die derzeit erhältlich sind. Die Preise starten laut Toppreise.ch bei ca. 470 (Z3 Compact) und 670 (Z3) Franken..
(Patrik Etschmayer/news.ch)