Neben den klassischen 10 Zoll grossen Tablets erfreuen sich auch die rund 7 Zoll grossen Mini-Computer ohne physische Tastatur einer immer grösseren Beliebtheit. Am heimischen Wohnzimmertisch freut man sich bei einem 10-Zoll-Tablet über den grossen Bildschirm, der Webseiten, Videos oder E-Mails kaum schlechter darstellt als ein Laptop-Monitor. Hier stört es auch nicht, dass das Gerät etwas schwerer ist.
Soll das Tablet dagegen auch unterwegs genutzt werden, um zum Beispiel komfortabler als mit dem Smartphone im Internet surfen zu können, dann ist ein etwas kompakteres Gerät durchaus praktisch. Apple-Gründer Steve Jobs hatte kleinere Tablets als das 9,7 Zoll grosse stets als überflüssig abgelehnt. Hatte Jobs bei vielen anderen Produkt-Ideen auch ein glückliches Händchen: Hier irrte er gewaltig, denn das unter seinem Nachfolger als Apple-CEO, Tim Cook, eingeführte iPad mini erfreut sich grosser Beliebtheit.
Aber auch das erste Google-Tablet, das von Asus produzierte Nexus 7, ist ein Kassenschlager, von dem zumindest einige Varianten vor Weihnachten kaum zu bekommen waren. Auch jetzt sind nicht alle Versionen des Tablets, das noch etwas kleiner als das iPad mini, ist, im Google Play Store verfügbar.
Wir hatten sowohl das Nexus 7, als auch das iPad mini bereits einem Test unterzogen. Nun wollen wir die beiden kleinen Tablets noch gegenüberstellen und so herausfinden, welches Modell für welche Anwendungen besser geeignet ist bzw. welches Tablet in welchen Anwendungsfällen auch Schwächen aufweist.
Gute Verarbeitung - wenige Anschlüsse
Beide Geräte sind gut verarbeitet. Das iPad mini sieht dank seiner Aluminium-Rückwand aber wertiger aus als das Nexus 7. Dafür ist die rauhe Plastik-Rückseite des Nexus 7 vermutlich weniger empfänglich für Kratzer und Schrammen.
Beide Tablets geizen mit Anschluss-Möglichkeiten. Das iPad mini verfügt über den vom iPhone 5 bekannten Lightning-Anschluss, während Asus beim Nexus 7 auf den microUSB-Standard setzt. Dazu kommt bei beiden Geräten eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für einen Kopfhörer.
Auf den Seiten gibt es den Einschalter sowie die Lautstärkeregler sowie - je nach Modell - den Einschub für die SIM-Karte. Apple setzt - wie beim iPhone 5 - auf den ansonsten nicht gebräuchlichen Nano-SIM-Standard, während das Nexus 7 eine Micro-SIM aufnimmt, die sich nach der Einführung mit dem Apple iPhone 4 inzwischen bei zahlreichen Herstellern durchgesetzt hat.
iPad mini mit schwacher Display-Auflösung
Apple setzte für das iPad mini auf ein Display mit einer Diagonale von 7,9 Zoll. Das Nexus 7 ist mit seinem 7-Zoll-Touchscreen etwas kleiner. Der Monitor des iPad mini hat ein Seitenverhältnis von 4:3, während das Nexus 7 einen 16:9-Bildschirm hat, der für Filme, die ebenfalls in diesem Format vorliegen, besser geeignet ist. Erfolgt die Wiedergabe hier bildschirmfüllend, so sind auf dem Display des iPad mini im Querformat oben und unten schwarze Balken zu sehen - ähnlich wie bei älteren Fernsehgeräten.
Ein grosser Nachteil des iPad mini ist die Display-Auflösung. Diese liegt - wie bei den ersten beiden Generationen des «grossen» iPad - bei nur 1 024 mal 768 Pixel. Das Display des Nexus 7 bietet dagegen eine Auflösung von 1 280 mal 800 Pixel. Vor allem Texte werden so etwas «ausgefranzt» dargestellt. Pixel sind deutlich erkennbar, während auf dem Nexus 7 auch kleinste Buchstaben einwandfrei angezeigt werden.
Betrachtet man Fotos oder Videos, so fällt die geringe Auflösung des iPad-mini-Displays nicht so sehr ins Gewicht. Besonders schlecht ist auf dem Apple-Tablet die Darstellung von Anwendungen, die eigentlich nur für iPhone und iPod touch optimiert sind. Das Nexus 7 hat aber ebenfalls Probleme bei der Anzeige einiger Apps, die eigentlich für Smartphone-Displays programmiert wurden.
Beide Tablets arbeiten in der Praxis flüssig
Auch in punkto Prozessor und Arbeitsspeicher sind die Leistungsdaten des iPad mini schlechter als die des Nexus 7. Hat Apple den vom iPad 2 bekannten Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz sowie 512 MB RAM verbaut, so verfügt das Nexus 7 über eine Quad-Core-CPU, die mit 1,3 GHz getaktet wird, sowie über 1 GB Arbeitsspeicher. Auch wenn die «nackten Zahlen» des iPad mini schlechter sind, ist die Bedienung beider Tablets absolut flüssig. In der Praxis sind kaum Geschwindigkeits-Unterschiede zu bemerken.
Beide Tablets gibt es sowohl in Versionen, mit denen sich der Internet-Zugang nur per WLAN herstellen lässt, als auch in Varianten mit zusätzlicher Mobilfunk-Schnittstelle. Das Mobilfunk-Modem des Nexus 7 stellt die Datenverbindung über GPRS, EDGE, UMTS und HSPA her. Das iPad mini beherrscht die gleichen Standards und funkt zusätzlich noch im LTE-Netz.
iPad mini mit LTE und Tethering-Funktion
Die LTE-Schnittstelle des iPad mini unterstützt allerdings nur einen der drei in Deutschland verwendeten Frequenzbereiche (1800 MHz). Dieser wird ausschliesslich von der Deutschen Telekom genutzt und auch das nur in grösseren Städten. In ländlichen Regionen baut die Telekom - wie auch Vodafone und o2 - LTE im Bereich von 800 MHz aus. Somit ist der Vorteil des Apple-Tablets gegenüber dem Nexus 7 in diesem Bereich nicht so gross.
Schon grösser ist der Vorteil, das iPad mini auch als WLAN-Hotspot einsetzen zu können, um andere Smartphone, Tablets und Laptops mit einem Internet-Zugang zu versorgen. Dieses Feature ist in der aktuellen Firmware des Nexus 7 nicht vorgesehen, obwohl auch dieses Tablet theoretisch für Tethering geeignet wäre. Beide Tablets verfügen darüber hinaus über Bluetooth. Das Nexus 7 hat auch eine NFC-Schnittstelle an Bord.
Nexus 7 verfügt nur über eine Frontkamera
Während das iPad mini mit zwei Digitalkameras ausgestattet ist, verfügt das Nexus 7 nur über eine Frontkamera für Video-Chats. Die Hauptkamera auf der Rückseite fehlt. Das ist bei einem Tablet nicht unbedingt ein Nachteil, ist das Gerät doch selbst mit einem 7-Zoll-Display zum telefonieren und filmen viel zu unhandlich. Die Chat-Kameras der beiden Boliden sind qualitativ vergleichbar (1,3 Megapixel beim Nexus 7, 1,2 Megapixel beim iPad mini). Die Hauptkamera des iPad mini bietet eine Auflösung von 5 Megapixel.
Beide Tablets bieten auch mit den eingebauten Lautsprechern Stereo-Sound. Der Klang des iPad mini ist aber etwas satter und natürlicher als der Sound des Nexus 7, bei dem die Wiedergabe zudem nicht ganz so laut wie beim Apple-Pendant ist.
Apple bietet mehr Geräte-Vielfalt - dafür höhere Preise
Das iPad mini gibt es wahlweise mit 16, 32 und 64 GB Speicherplatz sowie wahlweise mit und ohne Mobilfunk-Modem. Das Nexus 7 ist in der WLAN-Version mit 16 oder 32 GB Speicher zu bekommen. Die früher vermarktete Version mit 8 GB gibt es nicht mehr. Zudem ist das Nexus 7 mit Mobilfunk-Schnittstelle ausschliesslich mit 32 GB Speicherkapazität erhältlich. Beide Geräte verfügen über keinen Speicherkarten-Slot.
Die kleinste Variante des Nexus 7 (16 GB, WLAN) ist schon für 199 Euro erhältlich. Das iPad mini kostet mit vergleichbarer Ausstattung schon 329 Euro. Wer sich für das Nexus 7 mit GPRS/UMTS-Modem entscheidet, zahlt 299 Euro. Apple-Fans müssen für ein iPad mini mit Mobilfunk-Schnittstelle mindestens 459 Euro investieren. Soll es das Modell mit 32 GB Speicher sein, so wird es nochmals 100 Euro teurer.
Auch Ökosystem kaufentscheidend
Das Nexus 7 ist deutlich günstiger zu bekommen als das iPad mini. Es bietet das bessere Display und den schnelleren Prozessor. Dafür können iPad-mini-Besitzer bedingt auch das LTE-Netz nutzen und ihr Tablet auch als mobilen WLAN-Hotspot verwenden und so anderen mobilen Geräten einen drahtlosen Internet-Zugang bereitstellen.
Letzten Endes dürfte aber auch das Betriebssystem bzw. Ökosystem kaufentscheidend sein. Das iPad mini kommt mit iOS 6.0.2, während das Nexus 7 mit Android 4.2.1 ausgestattet ist. Schnelle Updates sind bei beiden Tablets gewährleistet. Wer bisher schon ein iPhone oder ein «grosses» iPad besitzt, wird sicher eher zum iPad mini als zum Nexus 7 greifen - schon alleine, um für das Smartphone gekaufte Apps auch für das Tablet nutzen zu können. Umgekehrt werden Android-Besitzer aus ähnlichen Gründen zuerst einen Blick auf das Nexus 7 werfen.
(Markus Weidner/teltarif.ch)